© Michael Mucha 2025
Katalog „Zeichnungen“, 8 unnummerierte Seiten und 2 Seiten auf den Coverrückseiten, Klammerheftung, 2019 Die Corona-Pandemie war ein Ereignis, das in einem Menschenleben hoffentlich nur einmal vorkommt. Sich in die künstlerische Arbeit zu vertiefen, war mein Weg, der depressiven Stimmung, der Angst und inneren Erstarrung etwas entgegenzusetzen. Anknüpfend an frühere grafische Arbeiten, war dies der Beginn einer Endeckungsreise zu etwas Neuem. Bei den neuesten Zeichnungen handelt es sich um eine Serie fiktiver Landschaften, die häufig Architekturelemente enthalten: Zumeist in fragmentarischem Zustand stehen Steinstelen in Kreisen oder einzeln; Mauern und Denkmäler in der Natur sind von knorrigen, bizarren Baumformationen umgeben. Ähnlich wie in den fotografischen Arbeiten wird der Betrachter in schwarz-weiße Traumwelten hineingezogen, die überzeitlich erscheinen. Alle Landschaftszeichnungen sind mit schwarzen Pigmentstiften auf Papier ausgeführt, teilweise mit Weißhöhungen auf (selbst) getöntem Papier.
Katalog „Fotografien“, 14 unnummerierte Seiten + 2 Seiten auf den Coverrückseiten , Klammerheftung, 2019 Die meist digitalen Fotografien zeigen Landschaften, die durch den lokalen Kenner eindeutig verortet werden können. Der Betrachter wird in dramatische, teilweise verstörende Traumwelten hineingezogen, die überzeitlich erscheinen. Die zumeist menschenleeren Schwarz-Weiß- Fotografien beunruhigen durch starke Kontraste und Unschärfen und erhalten durch eine experimentelle Fototechnik und die digitale Bearbeitung einen spezifisch malerischen Charakter. Durch die reduzierte oder fehlende Farbe kommt die besondere Atmosphäre der Aufnahmen zum Ausdruck. Dies resultiert, wie auch die besondere Bedeutung des Lichts und der monochromen Farbpalette, aus meiner langjährigen Beschäftigung mit der Malerei und Graphik. In der Serie Im Angesicht der Zeit stehen historische Figuren und Köpfe aus Holz, Stein und anderen Materialien im Zentrum des Interesses. Die Gestalten tauchen aus dem Dunkel auf und erwachen durch eine dramatische Inszenierung zum Leben. Durch die Verfremdung wird dem Betrachter eine neue Wahrnehmung des Vertrauten und Alltäglichen ermöglicht.
Katalog zur Wanderausstellung „Entlang der Lahn von Diez bis Lahnstein“, 48 nummerierte Seiten, Fadenbindung, Softcover, 2019 Diese Ausstellung war der Lahn und den Dörfern und Städten gewidmet, die entweder direkt an der Lahn liegen oder deren Gemarkung zumindest an die Lahn grenzt. Den Anfang macht hierbei Diez und Endpunkt ist die Mündung der Lahn in den Rhein in Lahnstein. Stationen der Wanderausstellung waren das Haus Eberhard in Diez, Kloster Arnstein, das Kreishaus in Bad Ems und das Theater in Lahnstein. Der Begleitkatalog zeigt einen repräsentativen Querschnitt der ausgestellten Aufnahmen. Die atmosphärisch dichten Aufnahmen des Fotografen Michael Mucha entstanden über einen Zeitraum von mehreren Jahren und zeigen eine intensive ästhetische Auseinandersetzung des Künstlers mit dem Lahntal. In den Schwarz-Weiß-Aufnahmen, die einen Großteil der Ausstellung ausmachen, kommt trotz - oder gerade wegen - der fehlenden Farbe die besondere Atmosphäre der Lahnlandschaft zum Ausdruck. Fernab der Hochglanzaufnahmen von touristischem Werbematerial, das häufig mit makellosem, blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein die Lahn bewirbt, erscheinen der Fluss und die ihn begrenzenden engen Berge einmal dramatisch und bedrohlich, dann wieder verträumt, mystisch und verwunschen, geradeso wie ein ganzjähriger Bewohner dieser Gegend die Lahn auch im Herbst und Winter erlebt. In den wenigen Aufnahmen, die Farbe enthalten, ist diese bewusst als zusätzlicher Stimmungsträger eingesetzt. Durch die subjektive Sichtweise und Verfremdung des Vertrauten, Alltäglichen ermöglicht Michael Mucha einen neuen Blick auf unsere Heimat.
Katalog „Fotografien von Michael Mucha. Im Angesicht der Zeit“, 18 unnummerierte Seiten + 2 Umschlagseiten, Klammerheftung, 2024 Denkmäler von historischen Figuren und Köpfen, majestätisch, bedrohlich, eindrucksvoll und monumental, häufig hoch über den Menschen aufgestellt, faszinieren. Diese lassen sich aber selten aus der Nähe in Augenschein nehmen. Die Bearbeitungsspuren, die Schweißnähte, die Korrosion, der virtuose Faltenwurf, die ausdrucksstarken Gesichter und Gesten der Hände entziehen sich mangels Nähe einer eingehenden Betrachtung. Die Perspektive ist, von wenigen Ausnahmen abgesehen, durch die große Höhe auf die immer gleiche Untersicht beschränkt. Mit meterhohen Stativen werden deshalb diese Figuren und Köpfe näher in Augenschein genommen und neue ungewohnte Perspektiven auf dieses Geschöpfe eröffnet. In einem aufwändigen, digitalen fotografischen Prozess werden die Materialität und Haptik der Oberflächen herausgearbeitet. An ihrem angestammten Ort, häufig im Freien, werden die zumeist lebensgroßen Statuen mit Strahlern und Blitzen so ausgeleuchtet, als seien sie in einem Studio. Auch bei kleineren, unscheinbaren, kaum beachteten Plastiken in dunklen Ecken von Kirchen, Museen oder Parkanlagen überraschen die Ergebnisse immer wieder. Aus dem Dunkel tauchen die eigentlich vertrauten, nun geheimnisvoll neuartigen Gestalten auf, die so bisher ungesehen waren. Sie bekommen durch die dramatische Inszenierung mit Licht und Schatten, differenzierten Grauwerten sowie durch ihre spannungsvolle Komposition neues Leben eingehaucht. .
Katalog „Fotografien von Michael Mucha. Relikte einer vergangenen Zeit. Das donauschwäbische Erbe der Ortsgemeinde Kernya, Kernyaja, Kerény, Krnjaja, Kernei, Kljajićevo aus den Jahren 1765-1944“, 26 unnummerierte Seiten + 2 Umschlagseiten, Klammerheftung, 2024 Zu dieser Serie habe ich emotional einen starken Bezug, da meine Großeltern und Vorfahren mütterlicherseits aus dem Ort Kernei stammen. Kernei gehörte bis 1920 zu Österreich-Ungarn, lag in der Batschka in Südungarn und musste 1920 an Jugoslawien abgetreten werden. 1941 bis 1944 kam die Batschka für wenige Jahre wieder an Ungarn zurück. Wenn in meiner Kindheit meine Großeltern von dem Leben dort berichteten, klang dies fremdartig und wie aus einer anderen Welt. Wenn Kernei auch nie meine Heimat war, beschleicht mich beim Anblick der dort heute noch vorhandenen Relikte aus der donauschwäbischen Zeit ein Gefühl der Wehmut.2021 besuchte ich Kernei und die Batschka zum ersten Mal, nachdem ich mich zuhause intensiv darauf vorbereitet hatte, und versuchte die Geschichten meiner Großeltern mit dem heutigen Zustand vor Ort in Einklang zu bringen. Die noch überraschend gut erhaltenen Wohnhäuser und die Pfarrkirche, besonders aber die verfallenen Kapellen auf dem deutschen Friedhof und Kalvarienberg zogen mich sofort in ihren Bann. Zusammen mit dem besonderen Licht und den andersartigen Wolkenformationen ergab sich daraus ein für mich höchst interessantes Arbeitsfeld, das in nunmehr sieben Reisen zur Serie „Relikte einer vergangenen Zeit. Das donauschwäbische Erbe der Ortsgemeinde Kernya, Kernyaja, Kerény, Krnjaja, Kernei, Kljajićevo aus den Jahren 1765-1944“ führte.Meine Aufnahmen haben sicherlich auch dokumentarische Anteile, da sie den aktuellen Zustand der Architektur und des Umraumes festhalten, gehen jedoch weit darüber hinaus. Die Sujets erscheinen verändert, ohne dass Fotomontagen verwendet oder Eingriffe über den Umfang einer analogen Dunkelkammer hinaus vorgenommen wurden. Diese Aufnahmen erfordern eine große Fokussiertheit bei der Erstellung, wofür eine Beschäftigung mit dem Sujet und auch eine starke emotionale Beziehung Voraussetzungen sind. .
Michael Mucha